Welche Broker zu dir und deinen Zielen passt
Die vorerst letzte Herausforderung auf dem Weg zum erfolgreichen Portfolio steht bevor: Welcher Broker ist für dich der Richtige? Nachdem du dein Portfolio in den Schritten 1-3 bereits aufgebaut hast, geht es jetzt “nur“ noch darum deine auserwählten ETFs bei einem Broker auch zu kaufen. Worauf du dabei achten musst und warum die Fixierung auf die reinen Gebühren zu kurz gedacht ist, erfährst du in diesem Artikel.

1. Deine Grundlage
Wenn du es bis zum 4. Schritt der Broker-Auswahl geschafft hast, dann liegen die langwierigsten und schwierigsten Entscheidungen bereits hinter dir. Nach der Festlegung deiner Asset-Allocation und damit auch deiner Risikobereitschaft (Schritt 1) hast du deinem Portfolio eine persönliche Note verliehen, indem du in der Individualisierung die Komplexität (wie viele ETFs dürfen es für dich sein?) festgelegt hast (Schritt 2). Im 3. Schritt hast du anhand deiner Portfolio-Struktur die für dich passenden ETFs ausgesucht. Dabei hast du dich an Kennzahlen wie Fondsvolumen, Replikationsmethode und Ertragsverwendung (ausschüttend oder thesaurierend) orientiert und deine Entscheidungen gefällt. Bevor du also mit der Broker-Auswahl in Schritt 4 beginnst solltest du eine Liste von ETFs haben, die du besparen möchtest. Wichtig: Diese Reihenfolge (erst ETFs, dann Broker wählen) ist unbedingt zu beachten, da du erstrangig immer die für dich passenden ETFs auswählen solltest.
2. Was ist ein Broker?
Um deine ETFs nun tatsächlich kaufen zu können benötigst du ein Depot bei einem Broker. Der Broker ist der Vermittler zwischen dir und der Börse, d.h. du stellst eine Kaufanfrage (z.B. durch die Erstellung eines monatlichen ETF-Sparplans) und der Broker wickelt das Geschäft für dich ab. Wichtig: Die von dir erworbenen Wertpapiere wie ETFs werden nach dem Kauf in deinem Depot eingebucht und sind dir eindeutig sowie insolvenzsicher zugeordnet.
Viele der klassischen Broker besitzen auch eine Banklizenz und können dir weitere Services wie Girokonto, Kreditkarte sowie Tages- und Festgeld anbieten. Beispiele dafür sind Sparkassen oder Direktbanken wie ING oder Comdirect. Die modernen und beliebten Neobroker wie Trade Republic oder Scalable Capital fokussieren sich bis jetzt hingegen lediglich auf den Brokerservice. Dabei gibt es kein prinzipielles besser oder schlechter, sondern es kommt auf deine Bedürfnisse an, welcher Anbieter für dich am besten passt.
3. Kennzahlen bei der Broker-Auswahl
Wir wiederholen es noch einmal: Du wählst den Broker passend zu deinen ETFs aus, nicht andersherum. Deine ETF-Auswahl “begrenzt” also in aller Regel die Auswahl deines Brokers, weil nur die Anbieter in Frage kommen, die deine ETFs im Angebot haben. Trotzdem gibt es bei der Broker-Auswahl, ähnlich zur ETF-Auswahl aus Schritt 3, einige Kennzahlen, die es zu beachten gilt. Diese wollen wir dir nachfolgend kurz vorstellen.
3.1 Sparplanangebot
Die meisten Investoren mit dem Ziel langfristig Vermögen aufzubauen besparen in bestimmten Intervallen (oft monatlich) ETFs. Dementsprechend ist es wichtig, dass der Broker deine ausgewählten ETFs nicht nur zum Kauf anbietet, sondern diese auch sparplanfähig sind. Generell ist es natürlich vorteilhaft, wenn du einen Broker hast der über ein hohes Sparplanangebot verfügt. Dadurch ist die Wahrscheinlicht beispielsweise hoch, dass du alle deine ETFs (z.B. wenn du dich für 4 separate Aktien-ETFs entschieden hast) bei einem Broker kaufen kannst. Außerdem ist es tendenziell weniger wahrscheinlich, dass deine ETFs wieder aus dem Sparplanangebot rausfallen. Letzteres tritt aber selten ein, die Angebote haben sich in den vergangenen Jahren eher vergrößert. Sind deine ETFs nicht alle beim selben Broker verfügbar ist dies unproblematisch. Eine Depoteröffnung ist heutzutage schnell und unkompliziert gemacht und da du ohnehin nicht jeden Monat in dein Depot gucken musst, sind auch mehrere Broker gut händelbar.
Denk dran: Ein Broker mit einem riesigen Angebot sollte dich (weder jetzt noch in ein paar Jahren) dazu verleiten, weitere bzw. andere ETFs zu besparen. Bleib bei deiner Strategie, die du dir idealerweise aufgeschrieben hast!
3.2 Gebühren
Neben der Verfügbarkeit deiner ETFs sind die Kosten der wichtigste Faktor bei der Broker-Auswahl. Durch das Aufkommen der Online- und Neobroker in den letzten 10 Jahren haben sich die Kosten für uns Verbraucher sehr zum Positiven entwickelt. Trotzdem gibt es zum Teil erhebliche Unterschiede bei den Kosten und ein Vergleich lohnt sich in jedem Fall.
Die erste Gebühr auf die du achten solltest sind die Kosten für die Depotführung. Auch wenn insbesondere bei Online-Brokern das Depot häufig kostenlos ist, ist dies längst nicht immer der Fall. Auch gibt es teils Broker, bei denen das Depot nur unter bestimmten Bedingungen kostenlos (z.B. bei einer Mindestzahl an Trades oder Sparplanausführungen) ist. Idealerweise ist dein Depot natürlich uneingeschränkt kostenlos.
Die wohl wichtigste Gebühr bei Brokern sind die Kosten pro ETF Kauf. Hierbei muss unterschieden werden zwischen einem einmaligen Kauf (sprich wenn du zu einem x beliebigen Zeitpunkt einen ETF kaufen willst) und einem Sparplan (d.h. du hast einen Sparplan eingerichtet mit dem du zu einem vorher festgelegten Intervall automatisch ETFs kaufst). Insbesondere die Gebühren für letzteres sind wichtig, da die Meisten mittels Sparplan investieren. Hier gibt es prinzipiell 3 verschiedene Gebührenmodelle
- Prozentuale Gebühr, z.B. 2,5 % der Kaufsumme
- Festpreis, z.B. 1 € pro Kauf
- Keinerlei Gebühren
Natürlich sind keinerlei Gebühren immer die beste Wahl. Doch es gibt noch mehr Kriterien bei der Broker-Wahl, wie du gleich sehen wirst. Ansonsten sind prozentuale Gebührenmodelle häufig attraktiv bei kleinen Sparsummen (~ 25-100 €, je nach Gebühr). Bei größeren Sparsummen ist meist das Festpreismodell die bessere Wahl. Mach dir jedoch nicht all zu großen Sorgen um die Gebühren: Halte sie so klein wie möglich, wenn aber der für dich passende Broker eine Sparplangebühr erhebt ist dies auch vollkommen in Ordnung. Die Orderkosten sind weitaus weniger relevant als beispielsweise eine hohe TER beim ETF (siehe Schritt 3), da sie nur einmalig beim Kauf anfallen. Über viele Jahre Haltedauert haben die Ordergebühren dann einen vergleichsweise geringen Einfluss auf deine Rendite.
Merke dir: Bei niedrigen Sparsummen sind prozentuale Gebührenmodell häufig noch attraktiv. Bei hohen Sparplanraten sind Festpreise in der Regel besser. Du solltest die Kosten für deine Sparsumme im Vorhinein für verschiedene Anbieter bestimmen und vergleichen.
3.3 Sparsummen
Neben den Gebühren sind auch die möglichen Sparraten bei der Broker-Auswahl wichtig. Insbesondere sehr kleine Sparsummen (< 50 €) bieten nicht alle Broker an. Ebenso gibt es Broker, bei denen die Sparrate nach oben hin gedeckelt ist (z.B. maximal 500 € pro Ausführung). Suche dir einen Broker, der deine minimale Sparsumme als Sparplan anbietet und idealerweise kein oder ein sehr hohes Limit für die maximale Höhe des Sparplans vorgibt. Dies ist insbesondere hilfreich, wenn sich die Höhe deines Sparplans im Laufe der Zeit erhöht und wenn du “rebelanced” (mehr dazu in Schritt 5).
Info: Bietet dein Broker eine maximale Sparrate von z.B. 500 € an und deine Sparsumme liegt darüber, kannst du natürlich einfach 2 Sparpläne pro Monat auf den gleichen ETF anlegen. Bei einem Festpreismodell musst du aber auch doppelte Kosten tragen. Durch eine hohe maximale Sparsumme kannst du außerdem unter Umständen kostspielige Einmalkäufe umgehen, indem du deine Sparrate um den Betrag des Einmalkaufs für einen Monat erhöhst.
3.4 Handelsplatz und Uhrzeit von Sparplänen
Wenn du etwas für den langfristigen und nachhaltigen Vermögensaufbau mit ETFs tun möchtest, dann sind Sparpläne fast unabdingbar. Bei automatisierten Sparplänen hast du allerdings keinen Einfluss auf Ausführungszeitpunkt (Uhrzeit) oder den Handelsplatz. In diesem Punkt bist du also von deinem Broker abhängig.
Einer der größten Feinde eines jeden Investors sind hohe Spreads, d.h. Unterschiede zwischen Kurs- und Kaufkurs. Kaufst du ein Wertpapier mit einem Wert von 1000 € bei einem Spread von 1 %, dann musst du 1010 € bezahlen. Die Spreads sind während der Börsenöffnungszeiten und bei hohen Handelsaktivitäten (viele Kauf- und Verkaufsvorgänge) besonders niedrig. Dementsprechend sind ideale Ausführungszeiten tagsüber an einem Handelsplatz mit hohen Handelsvolumina. Bei amerikanischen Wertpapieren ist die Berücksichtigung der US-Börsenhandelszeiten (15:30-22:00 deutscher Zeit) ebenfalls vorteilhaft.
Merke dir: Der Kurs eines Wertpapiers ergibt sich aus Angebot und Nachfrage. Durch hohe Handelsvolumina ist die Abweichung (Spread) von Preis und eigentlichem Wert eines Wertpapiers möglichst gering.
Der Goldstandard mit dem höchsten Handelsvolumen bei Aktien und börsengehandelten Fonds in Deutschland ist Xetra, das elektronische Handelssystem der Deutschen Börse in Frankfurt. Aus diesem Grund wären Sparplanausführungen bei Xetra am Nachmittag, wo sowohl europäische als auch US-amerikanische Börsen geöffnet haben, ideal. Aufgrund der hohen Volumina sind die Spreads dann besonders niedrig. Abgesehen von Xetra werden Sparpläne häufig an elektronischen Plattformen regionaler Börsen (z.B. Tradegate, gettex, Quotrix, LS Exchange) oder im außerbörslichen Direkthandel (z.B. Tradegate, Lang & Schwarz, Baader) abgewickelt.
Broker | Handelsplatz | Ausführungszeit |
---|---|---|
* Flexible Ausführungszeit während der XETRA-Handelszeit (9:00-17:30 Uhr). Bei US-Indices wird nur während der Schnittmenge von XETRA- und US-Börsenzeiten gekauft (15:30-17:30 Uhr). | ||
Consorsbank | Tradegate | 9:30 |
Onvista | Xetra | 9:00 |
Trade Republic | LS Exchange | Während der Börsenöffnungszeit* |
Wie du siehst unterscheiden sich die Broker bezüglich ihres Handelsplatzes und der Ausführungszeit von Sparplänen teilweise erheblich. Einen Blick auf diese beiden Kennzahlen bei der Broker-Auswahl zu werfen kann sich für dich lohnen.
3.5 Bedienung, Support und Bekanntheit
Der letzte Punkt in unserer Liste könnte auch unter dem Thema Service zusammengefasst werden. Wie einfach und intuitiv ist die Benutzeroberfläche? Kannst du nur per Browser oder umgekehrt nur per App auf dein Depot zugreifen? Hier kommen auch wieder deine Wünsche und Erwartungen ins Spiel. Die Skepsis gegenüber Brokern mit ausschließlicher App-Steuerung war anfänglich im Finanzwesen groß, allerdings spricht nichts grundsätzlich gegen solche Angebote.
Info: Wir stehen für einen langfristig orientierten und nachhaltigen Vermögensaufbau. Falls du allerdings denkst, dass du eventuell leicht der Versuchung des „Tradings“ erliegen kannst, dann ist ein Broker mit Browserbedienung für dich am geeignetsten, wie wir dir hier erklären.
Falls dir der Support wichtig ist, kannst du vor der Depot-Eröffnung einfach mal beim Anbieter anrufen und den Telefonsupport (Wartezeiten, Freundlichkeit, Kompetenz etc.) testen. Eine große Bekanntheit/Verbreitung ist außerdem vorteilhaft, weil du so ganz unkompliziert Anleitungen und Hilfe in Foren, Facebook-Gruppen oder YouTube-Videos finden kannst. So findest du beispielsweise zu fast allen großen Brokern eine Anleitung zur Sparplaneinrichtung auf YouTube. Dies erspart dir viele Nerven und ggf. Nachfragen beim Support. Zu den am meisten genutzten Brokern in der Community zählen unserer Meinung nach Comdirect, Consorsbank, Onvista, Scalable Capital, Smartbroker und Trade Republic.
4. Wo findest du die Informationen
Wie bei der ETF-Auswahl (Schritt 3) können wir dir zum Vergleich der einzelnen Broker justETF sehr empfehlen. Hast du dir deine für dich passenden ETFs ausgesucht, kannst du dir dort die Broker mit einem Sparplanangebot übersichtlich anzeigen lassen. Durch Eingabe deiner monatlichen Sparsumme kannst du sogar auf einen Blick die Kosten vergleichen und musst dir diese Informationen nicht mühsam zusammensuchen. Zu den Handelsplätzen und der Uhrzeit von Sparplanausführungen werden wir in der Zukunft eine Übersicht der gängigsten Broker zusammenstellen und hier dann entsprechend verlinken. Eine Zusammenstellung aus dem Juni 2020 kannst du solange hier einsehen.
5. Zusammenfassung
Die Broker-Auswahl ist fast schon ein bisschen die Kür deines Portfolio-Aufbaus: Die wichtigsten Entscheidungen hast du in den Schritten 1-3 bereits vorher getroffen, nichtsdestotrotz ist auch diese Entscheidung wichtig und trägt zu deinem Erfolg bei. Nachdem du weißt welche ETFs du besparen willst, verschaffst du dir einen Überblick welche Broker für dein Depot in Frage kommen und vergleichst diese dann anhand verschiedener Kriterien. Es ist gut möglich (bzw. sogar sehr wahrscheinlich), dass es den perfekten Broker, der alle deine Anforderungen zu 100 % erfüllt, nicht gibt Insgesamt gibt es aber heutzutage einige sehr gute und günstige Broker auf dem Markt. Ist der passende Broker gefunden, musst du nur noch den Sparplan anlegen und fertig. Herzlichen Glückwunsch zu deinem individuellen Portfolio! Du hast den Grundstein für deine Altersvorsorge und/oder deinen Vermögensaufbau gelegt.
Im letzten der 5 Schritte geht es nun noch um die Verwaltung deines Portfolios. Ansonsten kannst du dich entspannt zurücklehnen und das Geld für dich arbeiten lassen – ziemlich cooles Gefühl, oder?
Disclaimer
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