Bevor du anfängst in ETFs zu investieren, sollten wir erst einmal die Basics und ein paar Fachbegriffe erklären. Dies ist wichtig um zu verstehen, wie ETFs funktionieren und worauf du achten solltest.
Bereit? Los geht’s!
1. Was ist ein exchange-traded fund (ETF)?
Ein exchange traded fund (ETF) ist ein an der Börse gehandelter Indexfonds. Dieser passive Fonds versucht, einen gewählten Index möglichst genau abzubilden, indem er entweder in alle oder in eine repräsentative Auswahl an Titeln des Index investiert. Das klingt zu kompliziert? Fangen wir von vorne an. Erst einmal ist es wichtig zu verstehen, was ein Investmentfonds ist.
1.1 Was ist ein Investmentfonds?
Stell dir vor, dass Investoren wie du und ich ihr Geld in z.B. Aktien investieren möchten. Anstatt selbst die Aktien rauszusuchen und in diese einzeln zu investieren, bietet ein Investmentfonds die Möglichkeit, Kapital (Geld) von dir und anderen Investoren einzusammeln und es für dich in eine Auswahl von Aktien zu investieren. Die Entscheidung, in welche Aktien investiert wird, trifft dabei der Fondsmanager. Diese Form des Investierens wird auch “aktives Investieren” genannt. Ziel des aktiven Investierens ist es, in die Aktien zu investieren, die in der Zukunft überdurchschnittlich gut abschneiden.
Beispiele für einen aktiven Investmentfonds Drei Investoren entscheiden sich in den Investmentfonds “Autolio” zu investieren, der in Automobilwerte investiert. Der Fondsmanager investiert das Geld der Investoren in Daimler, VW und BMW, da er denkt, dass diese Unternehmen in der Zukunft überdurchschnittlich gut abschneiden werden.
1.2 Was ist ein Index?
Bevor wir uns anschauen, was ein Indexfonds ist, müssen wir kurz klären, was ein Index ist. Ein Index (im Falle von Aktien spricht man von einem Aktienindex) ist eine Bündelung von Wertpapieren. Der bekannteste deutsche Index ist der Dax. Dieser umfasst die 40 größten deutschen Unternehmen. Indizes sind aber nicht auf Aktien beschränkt. Sie gibt es zum Beispiel auch für Rohstoffe oder Anleihen.
Beispiele für einen Index: Der DAX ist ein deutscher Aktienindex, der sich aus den 40 größten und umsatzstärksten deutschen Aktiengesellschaften zusammensetzt.
Unternehmen in einem Index sind aber nicht alle gleich gewichtet (sprich die 40 Unternehmen im DAX machen nicht jeweils 1/40 des DAX aus). Stattdessen erfolgt die Gewichtung nach Marktkapitalisierung. Die Marktkapitalisierung entspricht einfach gesagt dem Wert eines Unternehmens an der Börse. So macht Linde, das wertvollste im DAX gelistete Unternehmen (Stand 09/2020), mit 10,5 % den größten Teil vom DAX aus. Das Unternehmen Covestro hingegen, ist lediglich zu 0,8 % vertreten.
Info: Was bedeutet, wenn ein Index “breit gestreut” oder “diversifiziert” ist? Wenn ein Index viele Unternehmen umfasst oder in in viele Sektoren bzw. Regionen investiert spricht man auch oft davon, dass er “breit gestreut” bzw. “diversifiziert” ist.
1.3 Was ist ein Indexfonds?
Da wir jetzt wissen, was ein Investmentfonds und was ein Index ist, können wir uns nun anschauen, was ein Indexfonds ist. Ein Indexfonds ist eine Form eines Investmentfonds. Es gibt jedoch eine entscheidende Besonderheit. Bei einem Indexfonds wird ein Index abgebildet. Das heißt, die Entscheidung, welche Titel (bei einem Aktienindex sind Titel = Aktien) gekauft werden, trifft nicht der Fondsmanager. Stattdessen werden entweder alle Titel des Index oder eine repräsentative Auswahl an Titeln, die in dem Index sind, gekauft. Diese Form des Investierens wird “passives Investieren” genannt. Ziel des passiven Investierens ist es, genau den gleichen Ertrag zu erzielen, wie der Index erzielt (sprich steigt der Index um 5 %, soll auch euer ETF um 5 % steigen).
Beispiele für einen Indexfonds: Drei Investoren entscheiden sich in einen Indexfonds zu investieren, der den amerikanischen Index S&P 500 abbildet. Das heißt der ETF investiert in alle Unternehmen oder in eine repräsentative Auswahl an Unternehmen, die in dem S&P500 vorkommen. Die Gewichtung der Unternehmen entspricht der Indexgewichtung.
1.4 Was bedeutet, dass ein ETF börsengehandelt ist?
Wir wissen nun, dass ein ETF ein Indexfonds ist und ein Indexfonds ist wiederum eine spezielle Form des Investmentfonds. Doch eine Sache fehlt uns noch und diese ist wichtig. Wie der Name suggeriert, ist ein ETF börsengehandelt (auf Englisch: exchange-traded). Das bedeutet, dass man einen ETF jederzeit an der Börse kaufen oder verkaufen kann, sofern die Börse geöffnet ist. Im Gegenteil dazu wird bei einem traditionelle Investmentfonds die Kauf- oder Verkaufsorder lediglich einmal pro Tag bearbeitet.
1.5 Summary: Was ist ein ETF
Jetzt haben wir alle Komponenten zusammen. Ein ETF ist ein Investmentfonds, weil er Geld von Anlegern einsammelt. Er ist aber kein klassischer Investmentfonds, sondern ein Indexfonds, weil er einen Index nachbildet, indem er entweder in alle oder in eine repräsentative Auswahl von Wertpapieren des Index investiert. Schließlich ist ein ETF börsengehandelt, weil er jederzeit an der Börse gekauft und verkauft werden kann, sofern die Börse geöffnet ist.
Beispiele für einen ETF: Ein ETF auf den Dax hält Aktien allter 40 Unternehmen, die im Dax sind. Die Gewichtung der Unternehmen in dem ETF entspricht der Gewichtung des Dax. Gewinnt der DAX 5 % an Wert, gewinnt auch euer ETF 5 % an Wert.
Du willst mehr erfahren?
Hier zeigen wir dir Vorteile von ETFs auf.
2. Welche Arten der Indexabbildung gibt es?
Ein ETF versucht einen Index möglichst genau abzubilden. Grundsätzlich gibt es 3 Abbildungsmöglichkeiten: vollreplizierend, teilreplizierend und swapbasiert.
- Vollreplizierend
Bei einem vollreplizierenden ETF wird der Index 1:1 abgebildet. Das heißt, es werden alle Titel des zugrundeliegenden Index gekauft. Die Gewichtung der Titel ist dabei genau wie im Index. Diese Art der Abbildung wird oft bei Indizes mit wenigen Titeln verwendet. - Teilreplizierend
Die Teilreplikation wird oft bei Indices verwendet, die sehr viele Titel haben. Der Fonds investiert nicht in alle, sondern in eine repräsentative Auswahl der Indexwerte. Obwohl hier eine Auswahl getroffen wird und nicht in alle Titel des Index investiert wird, ist diese Art der Replikation nicht zu verwechseln mit einem klassischen, aktiven Investmentfonds! Durch die repräsentative Auswahl ist die Wertentwicklung des ETFs in der Regel sehr nah am zugrundeliegenden Index. - Swapbasiert
Bei einem swapbasierten ETF geht der ETF Anbieter ein Tauschgeschäft mit einer Bank ein. Der ETF kann dann ganz andere Titel besitzen, als der Index es vorgibt. Dieser Korb von Titeln dient als Sicherheit. Die Bank garantiert, dass sie den Indexertrag zahlt.
3. Welche Arten von ETFs gibt es?
ETFs unterscheiden sich nicht nur in der Art der Indexabbildung, sondern auch in der Art wie Investoren an Erträgen (Dividenden, Zinsen etc.) beteiligt werden. ETFs können entweder ausschüttend oder thesaurierend sein.
Info: Aktiengesellschaften können jährlich einen Anteil ihrer erwirtschafteten Gewinne an die Aktionäre ausschütten. Diese Ausschüttung wird Dividende genannt. Beispielsweise schüttet Volkswagen 25 % (Stand 2019) seines erwirtschafteten Gewinns jährlich an die Aktionäre aus.
- Ausschüttende ETFs
Bei ausschüttenden ETFs werden die Erträge an den Investor ausgeschüttet. Der Wert des Fonds verringert sich um den Wert der Ausschüttung. - Thesaurierende ETFs
Bei thesaurierenden ETFs werden die Erträge nicht an die Investoren ausgeschüttet, sondern automatisch reinvestiert.
Beispiel für einen ausschüttenden und thesaurierenden ETF: Angenommen ein ausschüttender ETF ist 100 Euro Wert. Nun wird eine Dividende im Wert von 1 Euro an jeden Investor ausgeschüttet. Deinem Konto wird nun 1 Euro gutgeschrieben. Der Wert deines ETF verringert sich jedoch um den Dividendenbetrag und ist demnach noch 99 Euro wert. Bei einem thesaurierenden Fonds wird die Dividende ausgeschüttet, aber direkt wieder reinvestiert. Der Wert des ETFs bleibt 100 Euro.
Du willst mehr erfahren?
Hier gehen wir darauf ein, wie du bei ETFs Steuern sparen kannst.
4. Was ist das Total Expense Ratio (TER)?
Das Total Expense Ratio (Gesamtkostenquote) beziffert die prozentuale, jährlich anfallende Gebühr, die der ETF-Anbieter dafür bekommt, dass er Wertpapiere verwahrt, verwaltet und Informationen für Anleger zur Verfügung stellt. Bei ETFs liegt die TER normalerweise zwischen 0,1 und 0,5 % pro Jahr. Die Gebühr wird vom ETF Anbieter vom Fondsvermögen entnommen.
Beispiel für die TER Ihr habt 10.000 € in einen ETF investiert, der eine TER von 0,1 % hat. Dies bedeutet, ihr eure Gebühren belaufen sich auf 10 € (10.000 € * 0,001) pro Jahr. Die Gebühren werden nicht von eurem Konto abgezogen, sondern werden direkt im ETF verrechnet.
Achtung: Die TER ist eine gute Kennzahl, um die jährlichen Kosten von verschieden ETFs miteinander zu vergleichen. Sie beinhaltet jedoch nicht sämtliche Kosten, die durch den Besitz eines ETFs anfallen. So sind zum Beispiel Neugewichtungskosten nicht enthalten.
5. Was ist die Tracking Difference (TD)?
Die Tracking Difference (Abbildungsdifferenz) gibt an, wie gut sich ein ETF im Vergleich zum abgebildeten Index geschlagen hat. Ein ETF mit einer TER von 0,10 % und einer Tracking Difference von 0,20 % hat den Investor in Wirklichkeit also das Doppelte der angegebenen TER gekostet.
Tracking Difference = Wertentwicklung des ETFs – Wertentwicklung des abgebildeten Index
Achtung: Die TD ist ein sehr gute Kennzahl, um die jährlichen Kosten eines ETFs im Blick zu haben. Bedenkt jedoch, dass die Tracking Difference zusätzliche, externe Kosten wie zum Beispiel Ordergebühren oder von euch zu entrichtende Steuern nicht beinhaltet.
Disclaimer
Wir haben den Artikel im besten Wissen und Gewissen geschrieben. Die Informationen sind von uns selbst recherchiert worden und die Berechnungen haben wir selbst durchgeführt. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass uns an irgendeiner Stelle ein Fehler unterlaufen ist. Falls du auf einen stößt sind wir dankbar, wenn du uns darüber in Kenntnis setzt. Des Weiteren möchten wir darauf hinweisen, dass wir keine Steuer- oder Anlagenberater sind. Wir betreiben keine Anlageberatung oder Anlagevermittlung. Erfahre, wer hier eigentlich schreibt.