Freibeträge, Zulagen, Steuern: 11 Erleichterungen & 5 Teuerungen 2021

Wie jedes Jahr treten am 01.01.2021 oder im Laufe des neuen Jahres zahlreiche Änderungen in Kraft. Wir stellen dir die wichtigsten Einsparungen als auch Preisanhebungen vor. Bei der Einkommensteuer können viele Arbeitnehmer sparen, dafür wird Mobilität und Heizen in den meisten Fällen teurer. Eine gute Nachricht vorab: Mit großer Wahrscheinlichkeit wirst du im Jahr 2021 mehr Geld zur Verfügung haben!

Das Wichtigste in Kürze
  • Weniger Steuern für 90 % aller Steuerzahler durch den Wegfall des Solidaritätszuschlags.
  • Mehr Netto vom Brutto durch die Anpassung der Einkommensteuertarife.
  • Mehr Kindergeld und höherer Kinderfreibetrag.
  • Höhere Pendlerpauschale und Einführung einer Mobilitätsprämie.
  • Homeoffice-Pauschale von 5 € pro Tag.
  • Anhebung der Mehrwertsteuer von 16 % auf 19 %.
  • Tanken, Heizen und Krankenversicherung wird teurer.

1. Hiervon kannst du ab 2021 profitieren

Lass uns zuerst einen Blick auf die vielen positiven Veränderungen werfen.

Solidaritätszuschlag wird abgeschafft – zumindest für die meisten

Durch den 1991 eingeführte Solidaritätszuschlag (kurz: Soli) zahlst du einen Zuschlag von 5.5 % auf deine Einkommens-, Lohn- und Kapitalertragsteuer. Ab 2021 fällt für rund 90 Prozent der Steuerzahler der Soli weg. So zahlt ein Alleinstehender mit einem Bruttojahresverdienst bis zu 73.000 € keinen Soli mehr. Dadurch lassen sich jährlich bis zu 932 € einsparen! Bis zu einem jährlichen Bruttoverdienst von 109.000 € muss ein Teil des Solidaritätszuschlags gezahlt werden. Wer mehr verdient zahlt wie bisher die vollen 5.5 %. Für Ehepaare gelten mehr als doppelt so hohe Grenzen. Leider wird der Soli auf Kapitalerträge weiterhin in voller Höhe erhoben. Auch für Körperschaftssteuerzahler (z.B. eine GmbH oder AG) gibt es keine Entlastung.[1, 2]

Einkommensteuertarife werden angepasst

Und gleich noch eine steuerliche Erleichterung, die dir zu mehr Netto vom Brutto verhilft. Die Einkommensgrenzen, ab denen der nächsthöhere Steuersatz fällig wird verschiebt sich im Jahr 2021 um ca. 1,5 %. So zahlst du zum Beispiel den Spitzensteuersatz von 42 % nun erst ab einem Einkommen von 57.919 € statt wie bisher 55.961 €.[3] 

Grundfreibetrag steigt

Das Einkommen, auf das keine Steuern erhoben werden steigt 2021 um 336 € auf 9744 €. Dies ist insbesondere für Studenten interessant. Du kannst bis 9744 € jährlich verdienen ohne einen Cent Steuern zu zahlen.[3] 

Info für Studenten und Geringverdiener: Falls du Kapitalerträge erzielt hast, aber dein Einkommensteuersatz unter 25 % liegt, kannst du eine Günstigerprüfung beantragen. Dabei werden deine Kapitalerträge zu deinem Gehalt addiert und mit dem daraus resultierenden Einkommensteuersatz besteuert. Im besten Fall zahlst du dann gar keine Steuern auf deine Kapitalerträge.

Mehr Geld als Azubi

Die Mindestvergütung für Azubis steigt an. Wer 2021 eine Ausbildung startet erhält im ersten Ausbildungsjahr mindestens 550 € im Monat (35 € mehr als bisher). Auch für die folgenden Ausbildungsjahre gibt es einen Aufschlag von bis zu 40 %.[4] 

Höherer Mindestlohn

Der Mindestlohn ist wie der Name suggeriert der minimale Lohn, den ein Arbeitgeber dem Arbeitnehmer zahlen muss. Der Mindestlohnt steigt 2021 von 9,35 € auf 9,50 € pro Stunde. Weitere Erhöhungen sind geplant.[5] 

Steuerliche Erleichterung für pendelnde Arbeitnehmer

Durch die sogenannte Entfernungspauschale (umgangssprachlich Pendlerpauschale) können Arbeitnehmer für jeden Kilometer der einfachen Strecke zwischen Wohnsitz und Arbeitsstätte 30 Cent von der Steuer absetzen. Neu ist, dass ab 2021 ab dem 21. Kilometer die Pendlerpauschale um 5 Cent auf 35 Cent pro Kilometer steigt. Für Geringverdiener, deren zu versteuernden Einkommen unterhalb des Grundfreibetrags liegt, wird zusätzlich die Mobilitätsprämie eingeführt. Sie beträgt ab dem 21. Kilometer 4,9 Cent.[6] 

Info: Die Pendlerpauschale kann von jedem in Anspruch genommen werden. Völlig egal, ob du mit dem Auto, zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Bus zur Arbeit fährst.

Weniger Steuern für Arbeitnehmer im Home-Office

Arbeitest du von Zuhause und kannst kein separates Arbeitszimmer steuerlich absetzen, hast du ab 2021 die Möglichkeit die Home-Office Pauschale in Anspruch zu nehmen. Für jeden Arbeitstag zu Hause können Arbeitnehmer künftig 5 € geltend machen. Der maximale Betrag ist jedoch auf 600 € (120 Tage) gedeckelt. Der Betrag wird jedoch in die Werbungskostenpauschale eingerechnet und darf nicht zusätzlich geltend gemacht werden. Die Regelung ist zunächst auf 2 Jahre befristet.[7] 

Kindergeld und Kinderfreibeträge steigen

Sowohl das Kindergeld als auch die Kinderfreibeträge steigen ab 2021. Eltern erhalten für das erste und zweite Kind monatlich 15 € mehr (insgesamt 219 € pro Kind). Für das dritte Kind sind es 225 €. Für jedes weitere Kind bekommen sie 250 € pro Monat. Der Kinderfreibetrag inklusive des Freibetrags für Betreuungs- und Erziehungs- oder Ausbildungsbedarf der Kinder steigt um mehr als 500 € auf 8388 €.[8] 

Die Grundrente kommt

Bei der Grundrente handelt es sich um eine Aufstockung für Rentner, die in ihrem Arbeitsleben unterdurchschnittlich verdient haben. Anspruch auf Grundrente hat, wer mindestens 33 Jahre gearbeitet, Kinder erzogen oder Angehörige gepflegt hat, aber im Durchschnitt höchstens 80 % des Durchschnittsverdienstes im Jahr erhalten hat.[9] 

Mehr Gehalt in der Pflege

Pflegekräfte können sich über eine Lohnsteigerung freuen. Bis 2022 sollen sie eine Lohnsteigerung von rund 8.7 % erhalten. So erhalten Pflegekräfte ab März 2021 monatlich 70 € mehr, ein Jahr später 120 €. In der Intensivpflege können sich Pfleger auf eine Lohnerhöhung von 10 % freuen.[10]

Neue Regelungen bei Maklerkosten

Gute Neuigkeiten gibt es auch für all diejenigen, die sich eine Immobilie kaufen wollen. Wer künftig eine Immobilie kauft, muss nur noch maximal die Hälfte der Maklerkosten übernehmen. Bisher musste meist der Käufer die kompletten Kosten übernehmen.[11] 

2. Das wird ab 2021 teurer

Leider wird es an einigen Stellen im kommenden Jahr auch teurer für dich.

Mehrwertsteuer wird “angehoben”

Um den Konsum während der Corona-Pandemie anzukurbeln wurde der Regelsteuersatz im Juli 2020 von 19 % auf 16 % und der ermäßigte Steuersatz von 7 % auf 5 % gesenkt. Diese Senkung wird am 01.01.2021 aufgehoben. Wunder dich also nicht, wenn der neue Laptop oder das Paket Nudeln auf einmal etwas teurer ist.[12] 

Höhere Krankenkassen-Beiträge

Viele gesetzliche und private Krankenkassen erhöhen 2021 ihre Zusatzbeiträge. Die konkrete Höhe legen die jeweiligen Kassen fest. Zum Beispiel hat die Techniker Krankenkasse eine Erhöhung von 0.5 % angekündigt. Ein Krankenkassenwechsel ist jedoch problemlos möglich. Die Kündigungsfrist beträgt 2 volle Monate zum Monatsende. Hast du deinen Wechsel abgeschlossen ist lediglich zu beachten, dass du mindestens 18 Monate bei deiner neuen Krankenkasse versichert bleiben musst, bevor du erneut wechseln kannst.[13]

Info: Durch einen Krankenkassenwechsel kannst du viel Geld sparen. Die Angst vor einer Versicherungslücke durch einen Wechsel ist unbegründet. Du bist zu jedem Zeitpunkt krankenversichert.

Tanken und Heizen wird teurer

Ab 2021 gilt eine nationaler CO2 Preis für Verkehr und Heizen. Auf jede Tonne CO2, die beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl oder Erdgas freigesetzt wird, wird künftig eine Abgabe von 25 € fällig (die in den kommenden Jahren weiter steigen wird). Bereits durch die 25 € erhöht sich voraussichtlich der Preis pro Liter Benzin um 6 Cent, pro Liter Diesel um 7 Cent, pro Liter Heizöl um 7 Cent und pro Kilowattstunde Erdgas um 0,5 Cent. Im Gegenzug ist jedoch geplant, die Bürger bei den Stromkosten zu entlasten.[14, 15] 

Kfz-Steuer wird teurer

Für Autofahrer kommt es noch dicker. Wenn du dir ein neuen Pkw zulegen möchtest, solltest du besonders auf den Spritverbrauch achten. Denn ab 2021 wird die Kfz Steuer für Pkws teurer, die mehr als 115 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Bereits zugelassene Pkws sind davon nicht betroffen. Im Gegensatz dazu werden Pkws mit einem CO2-Ausstoß bis 95 Gramm pro Kilometer mit einer Steuervergünstigung von 30 € pro Jahr belohnt.[16] 

Info: Sowohl der dritte Punkt (Tanken und Heizen wird teurer), als auch dieser Punkt haben natürlich auch ihre guten Seiten. Der Umwelt zuliebe werden steuerliche Anreize gesetzt, um nachhaltiger mit unserem Planeten umzugehen.

Verluste aus Wertpapiergeschäften lassen sich schwieriger verrechnen

Meistens ist es so, dass Verluste mit Wertpapieren mit erzielten Gewinnen verrechnet werden können, um nur den tatsächlichen Gewinn versteuern zu müssen. Für Termingeschäfte gilt dies jedoch ab 2021 nur noch bedingt. Verluste aus Termingeschäften sollen nur noch bis 20.000 € mit entsprechenden Gewinnen verrechnet werden können. Die Verluste können jedoch ins Folgejahr vorgetragen werden.[17]

3. Fazit

Für die meisten Menschen wird 2021 aus finanzieller Sicht ein erfreuliches Jahr. Besonders durch die Abschaffung des Solis und die Anpassung der Einkommensteuersätze kannst du ordentlich Geld sparen. Die Mehreinnahmen investierst du am besten direkt, indem du z.B. deinen ETF-Sparplan aufstockst. Steigende Ausgaben wie zum Beispiel durch höhere Krankenkassen-Beiträge oder die CO2-Steuern kannst du vermeiden, indem du den Versicherer wechselst und das Auto häufiger stehen lässt.

Von welchen Erleichterungen aber auch Preisanhebungen bist du am meisten betroffen? Lass es uns noch jetzt in den Kommentaren wissen, wir freuen uns auf einen regen Austausch! Abschließend wünscht dir das gesamte ETF-Labor-Team einen guten Rutsch ins neue Jahr. Wir werden dich auch im Jahr 2021 mit hochwertigen Inhalten versorgen!

4. Quellen

[1] Bundesministerium für Finanzen; Fra­gen und Ant­wor­ten zur Ab­schaf­fung des So­li­da­ri­täts­zu­schlags

[2] Bundesministerium für Finanzen; Soli-Rechner

[3] Bundesministerium für Bildung und Forschung; 12 Mrd. Eu­ro mehr für Fa­mi­li­en und Kin­der – je­des Jahr

[4] Bundesministerium für Bildung und Forschung; BBiG-Novelle: Das sind die wichtigsten Änderungen

[5] Bundesregierung; Der Mindestlohn steigt – wichtige Fragen und Antworten

[6] Bundesregierung; Umweltfreundliches Verhalten wird gefördert

[7] Deutscher Bundestag; Corona-Pauschale für Homeoffice beschlossen

[8] Bundesregierung; Das Kindergeld steigt

[9] Bundesregierung; Lebensleistung verdient Anerkennung

[10] Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat; Ergebnisse der Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen

[11] Bundesregierung; Maklerkosten werden künftig geteilt

[12] Bundesregierung; Die Mehrwertsteuer sinkt – wichtige Fragen und Antworten

[13] Handelsblatt; Für viele Versicherte wird die Krankenkasse 2021 deutlich teurer

[14] Bundesregierung; Grundlage für CO2-Preis steht

[15] Stadtwerke Detmold; CO2-Abgabe ab 2021

[16] Bundesregierung; Änderung der Kfz-Steuer

[17] Handelsblatt; Groko bessert bei steuerlicher Verlustverrechnung von Termingeschäften nach

Disclaimer

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