Wirtschaftsausblick 2021: 2×3 Szenarien die du unbedingt kennen musst

2020 wird ohne Frage in die Geschichte eingehen. Durch ein neuartiges Coronavirus kam es zu einer Pandemie. In den USA hat Donald Trump mit einem Tweet nach dem anderen die Aktienmärkte verunsichert. Doch 2020 ist vorbei und ein neues Jahr steht vor uns. Erfahre in diesem Artikel, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie hat und was 2021 aus finanzieller Sicht auf dich zukommen könnte.

Das Wichtigste in Kürze
  • Langfristig steigende Aktienkurse durch den Mangel an Alternativen.
  • Kryptowährungen etabliert sich als ernstzunehmende Anlageklasse.
  • Weniger Schwankungen an der Börse durch einen gemäßigteren amerikanischen Präsidenten.
  • Steuererhöhungen, um die Corona-Schulden abzubezahlen.
  • Einführung der Aktientransaktionssteuer.
  • Weiterhin geringe Zinsen bei sicheren Staatsanleihen.

1. Diese positiven Entwicklungen könnten 2021 eintreten

Wir haben dir bereits in diesem Artikel beschrieben, was 2021 auf dich zukommen wird. Hierbei handelte es sich um bereits beschlossene Dinge, wie beispielsweise die Abschaffung des Solidaritätszuschlags. Lass uns jetzt einen Blick darauf werfen, was 2021 auf dich zukommen könnte und worauf du dich einstellen solltest. Eine Bemerkung vorab: Es ist zwar wahrscheinlich, dass die von uns genannten Entwicklungen eintreten, aber garantiert ist es nicht. Beginnen wir mit möglichen positiven Veränderungen.

Langfristig steigende Aktienkurse

Als Anfang 2020 die ersten Meldungen über Corona um die Welt gingen, wusste niemand so genau was auf uns zukommt. Doch mit zunehmenden Fallzahlen fielen auch die Kurse an der Börse. Corona wird in Deutschland und der Welt als schnellster Börsencrash in die Geschichte eingehen.[1] Weltweit fielen die Kurse für große Aktienindizes um teilweise mehr als 40 %. Doch dank zahlreicher Hilfsmaßnahmen der Zentralbanken und Regierungen, sowie einer atemberaubend schnellen Impfstoffentwicklung sind die Kurse ebenso schnell wieder in die Höhe gestiegen. Die Aktienkurse sind inzwischen schon in vielen Teilen der Welt auf neue Höchststände geklettert. Die zukünftige wirtschaftliche Erholung ist somit schon eingepreist, obwohl diese wohl erst 2021 oder sogar später eintreten wird. Dies birgt das Risiko eines (kurzfristigen) Rückschlags. Jedoch haben Notenbanken im Zuge der Corona-Pandemie die Leitzinsen gesenkt, die Ankäufe von Anleihen stark ausgeweitet und generell massiv Geld in den Umlauf gebracht.[2,3] Dies hat zur Folge, dass es sowohl bei Staatsanleihen von Staaten mit sehr guter Bonität, als auch bei Fest- und Tagesgeld fast keine Zinsen mehr zu holen gibt. Um noch eine Rendite oberhalb der Inflationsrate zu erzielen, führt kein Weg an Aktieninvestments vorbei, frei nach dem Motto: Irgendwo muss das ganze Geld ja hin. Auch wenn es zu Rückschlägen kommen kann, werden die Aktienkurse auf lange Sicht wohl weiter steigen.

Kryptowährungen etablieren sich als alternative Anlageklasse

Als die erste Kryptowährung Bitcoin 2009 das erste Mal handelbar war, war ein Bitcoin keine 10 Cent wert. Nach zahlreichen Auf und Abs ist ein Bitcoin inzwischen (Stand 14.01.2021) knapp 40.000 $ wert. Im Gegensatz zu Notenbanken, die unendlich Geld drucken können, ist der der Bitcoin technisch auf 21 Millionen Coins begrenzt. Dadurch wird er oft als Schutz gegen Inflation und als eine Art sicherer Hafen gesehen, falls das Finanzsystem eines Tages kollabiert. Sowohl der Bitcoin als auch viele Altcoins (das sind alle anderen Kryptowährungen als der Bitcoin) profitieren ebenso wie Aktien von der Tatsache, dass es wenig alternative Investments mit einer Rendite oberhalb der Inflationsrate gibt. Weil viele Anleger das Prinzip und die Wichtigkeit der Diversifikation verstanden haben und trotzdem eine gute Rendite einfahren wollen, mischen immer mehr Investoren Kryptowährungen ihrem Portfolio bei. Insbesondere die jüngere Generation scheint Investitionen in “digitales Gold” wie dem Bitcoin dem physischen Gold vorzuziehen.[4] Inzwischen ist es in den USA selbst in PayPal möglich mit Bitcoin zu bezahlen. Somit entwickeln sich Kryptowährungen zunehmend zu einer sehr interessanten, eigenständigen Anlageklasse.[5,6] Doch bevor du in Kryptowährungen investierst bedenke, dass sie extrem volatil sind. Zweistellige Kursverluste an einem Tag sind keine Rarität. Auch kann eine stärkere Regulierung durch Behörden die Kurse stark belasten. Kryptowährungen werden über spezielle Börsen gekauft und in sogenannten Wallets aufbewahrt. Informiere dich jedoch zuerst ausführlich, bevor du darüber nachdenkst in Kryptowährungen zu investieren.

Weniger Schwankungen an der Börse durch weniger Tweets

Nach etlichen Eskapaden und einem gescheiterten Amtsaufhebungserfahren ist es 2021 soweit: Auch wenn er es selbst noch nicht einsieht, Donald Trump ist ab dem 20.01.2021 nicht mehr Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Fortan wird der Demokrat Joe Biden das Amt bekleiden. Er kann durch die Mehrheit der Demokraten in beiden Kongresskammern (Senat sowie Repräsentantenhaus) durchregieren. Wer Joe Bidens Auftritte verfolgt weiß, dass er im Vergleich zu Donald Trump ein eher ruhiger und gemäßigter Mensch ist. Es ist zu erwarten, dass Joe Biden an einer engen Zusammenarbeit mit seinen Verbündeten (z.B. Europa) interessiert ist. Demnach sollten sporadische Strafzölle gegen Verbündete der Vergangenheit angehören. Davon würden insbesondere exportfreudige Nationen wie Deutschland profitieren. Was mit dem von Donald Trump angezettelten Handelsstreits zwischen den USA und China passiert bleibt abzuwarten, denn gegenüber China vertritt auch Joe Biden eine harte Linie. China ist in erster Linie ein Systemrivale.[7] Hier gibt es auf jeden Fall weiteres Konfliktpotential, das die Wirtschaft stark beeinflussen kann. Auch ist von Joe Biden zu erwarten, dass er verstärkt auf das Thema Nachhaltigkeit setzen wird.[8] Das bedeutet Kurspotential für Firmen im Bereich der Elektromobilität oder der Wasserstoff-Branche. Im Gegensatz dazu könnte die Öl-Industrie weiter unter Druck geraten. Die Demokraten haben seit längerem das Bestreben, die großen Tech-Konzerne ( Facebook, Apple und Co) strenger zu regulieren oder sogar zu zerschlagen.[9] Auch wenn letzteres sich als durchaus schwierig gestalten sollte, birgt dieses Bestreben gewisse Risiken. Das liegt ganz einfach daran, dass die größten 5 Tech-Konzerne der USA inzwischen (Stand Januar 2021) über 20 % des S&P 500 ausmachen. Insgesamt ist zu hoffen, dass die USA wieder ein verlässlicher Partner wird. Das wären gute Nachrichten für die Aktienmärkte. Es ist nicht mehr davon auszugehen, dass ein unerwarteter Tweet aus dem Weißen Haus den gesamten Markt oder Kurse von einzelnen Branchen oder Firmen fallen lassen wird.

Abbildung 1: Langfristig steigende Aktienkurse, ein weiterer Siegeszug der Kryptowährungen und eine geringere Volatilität an den Aktienmärken sind zukünftig zu erwarten.

2. Diese negativen Entwicklungen könnten 2021 eintreten

Wo Licht ist, da tritt häufig auch Schatten auf. Dies reicht von extrem steigenden Schulden bis hin zu möglichen Steuererhöhungen. Aber sieh selbst.

Steuererhöhungen, um die Corona-Schulden abzubezahlen

Durch die zahlreichen Hilfsmaßnahmen und Rettungspakete der Regierungen sowie des Herunterfahrens der Wirtschaft und den damit einhergehenden verringerten Steuereinnahmen, hat sich die Verschuldung von Staaten weltweit stark erhöht. In Deutschland steigt die Staatsverschuldung 2021 vermutlich von knapp unter 60 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) auf knapp über 70 % des BIP.[10] Damit stünde Deutschland im internationalen Vergleich jedoch noch sehr gut da. Die USA, Frankreich und Italien haben eine Schuldenquoten jenseits von 100 % des BIP.[11] In Japan liegt sie 2021 geschätzt bei über 250 % des BIP![11] Doch wie du wahrscheinlich weißt, nimmt es Deutschland sehr genau mit seinen Schulden. Nun stellt sich die Frage: Wie werden die ganzen Schulden zurückgezahlt? Denkbar sind viele Szenarien. Diese reichen von einer Erhöhung der Mehrwertsteuer und des Spitzensteuersatzes, über die Einführung einer Vermögenssteuer bis hin zu einem Corona-Soli oder einer Vermögensabgabe (auch bekannt unter dem Begriff Lastenabgabe).[12] Natürlich ist zu hoffen, dass die Wirtschaft in Zukunft so stark wächst, dass dadurch die Steuereinnahmen steigen und die Schulden abgebaut werden können. Doch vermutlich werden Steuererhöhungen in der nächsten Legislaturperiode (2021-2025) eine große Rolle spielen.

Einführung einer Aktientransaktionssteuer

Wohl eines der “Lieblingsthemen“ von Olaf Scholz: Die Finanztransaktionssteuer. Urspünglich sollte die Finanztransaktionssteuer dazu dienen, spekulative Finanzprodukte (z.B. Derivate) zu besteuern und so übermäßigen Spekulationen und Wetten an den Finanzmärkten unterbinden. Doch inzwischen sind genau die hochspekulativen Produkte von der geplanten Finanztransaktionssteuer ausgenommen. Die Finanztransaktionssteuer sieht inzwischen vor, dass beim Kauf einer Aktie eine Steuer fällig wird. Man könnte sie also auch als Aktientransaktionssteuer bezeichnen. Die Aktientransaktionssteuer sollte europaweit eingefüghrt werden, ist aber an dem Widerstand von unter anderem Österreich vorerst gescheitert.[13] Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass durch einen nationalen Alleingang Deutschlands die Aktientransaktionssteuer doch noch auf den Weg gebracht wird. Dies wird stark davon abhängen, wer die Regierung stellt.

Nur geringe Zinsen für sichere Staatsanleihen

Wie bereits am Anfang erwähnt sind mit Staatsanleihen von Staaten sehr guter Bonität momentan nur sehr geringe verzinst. Das liegt vor allem daran, dass die Markzinsen momentan sehr gering sind und die Notenbanken massiv Anleihen aufkaufen, wodurch eine künstlich hohe Nachfrage geschaffen wird. Höhere Zinsen bei neu herausgegebenen Staatsanleihen mit sehr guter Bonität gibt es vermutlich erst wieder, wenn die Notenbanken die Anleihekäufe reduzieren oder den Leitzins anheben. Doch solange es nicht zu einem deutlichen Anstieg der Inflation kommt, ist ein deutlich höheres Zinsniveau schwer vorstellbar. Der Grund dafür liegt darin, dass ein höheres Zinsniveau die verschuldeten Staaten teuer zu stehen kommen würde, weil ihre Zinslast beträchtlich steigen würde. Dies hat zur Folge, dass die Verzinsung von sicheren Staatsanleihen wahrscheinlich auch weiterhin gering bleiben wird.

Info Bedenke, dass sichere Staatsanleihen nicht dafür geeignet sind dir Rendite zu bescheren. Sie dienen dazu die Volatilität deines Portfolios zu verringern. Auch wenn es dir so vorkommen mag, dass sich sichere Staatsanleihen früher mehr gelohnt haben, sind niedrige Realzinsen (die Zinsen nach Abzug der Inflationsrate) für Staatsanleihen mit sehr guter Bonität normal und nicht die Ausnahme.

Abbildung 2: Steuererhöhungen zur Schuldentilgung, eine Finanz- oder Aktientransaktionssteuer und weiterhin niedrige Zinsen bei Staatsanleihen mit sicherer Bonität könnten 2021 auf dich zukommen.

3. Fazit

Durch die breite Verfügbarkeit von Impfstoffen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 und der Abwahl von Donald Trump könnten wir in 2021 wieder in etwas ruhigere Fahrwasser gelangen. Die extremen Schwankungen an den Aktienmärkten könnten etwas reduziert werden. Einiges aus dem Jahr 2020 wird uns jedoch auch noch eine ganze Weile begleiten – Stichwort Staatsverschuldung. Wie sich dies auf zukünftige Steuererhöhungen auswirkt bleibt abzuwarten. Für Privatanleger bleibt zu hoffen, dass die Finanztransaktionssteuer für den langfristigen Vermögensaufbau nicht kommen wird. Nichtsdestotrotz werden Aktien wohl auch weiterhin die Anlageklasse der Wahl mit einem sehr guten Rendite-Risiko-Profil bleiben. Die Weltwirtschaft und der Aktienmarkt sind aus jeder Krise der letzten 120 Jahre gestärkt und mit guten Renditen hervorgegangen, daran wird wohl auch Corona nichts ändern. Siehst du noch andere Chancen oder Gefahren kommen und wie stehst du zu Kryptowährungen? Lass es uns in einem kurzen Kommentar wissen.

Achtung: Anders als im Artikel Erleichterungen und Teuerungen 2021 sind die 6 hier genannten Punkte viel Spekulation. Niemand kann die Zukunft voraussagen und es kann alles ganz anders kommen. Mit diesem Artikel möchten wir dir einen Überblick darüber geben, was unserer Meinung nach in Zukunft passieren kann. Wir distanzieren uns jedoch strikt von Propheten jeglicher Art. Lass uns doch in den Kommentaren wissen, wie dir dieser Artikel (auch im Vergleich zu anderen Beiträgen) gefallen hat. Du hilfst uns damit, dir immer besseren Inhalt bereitzustellen!

4. Quellen

[1] Spiegel; Der schnellste Börsencrash der Geschichte

[2] Tagesschau; Fed senkt Leitzins auf fast null Prozent

[3] DIW Berlin; Geldpolitische Maßnahmen der EZB und der Fed gegen die Corona-Krise wirken wenig

[4] Handelsblatt; Analysten von JP Morgan erwarten langfristig einen Bitcoin-Kurs von 146.000 Dollar

[5] A. J. Ram, 2019; Bitcoin as a new asset class

[6] M. M. L. Mayer, 2018; Cryptocurrencies as an Alternative Asset Class

[7] Welt; Für Peking könnte der Druck im Handelskonflikt sogar steigen

[8] Taz; Die USA als Klima-Supermacht

[9] Deutschlandfunk; Die Zeiten des Kuschelkurses sind vorbei

[10] Spiegel; Schuldenstand steigt 2020 weniger stark als gedacht

[11] Handelsblatt; Wie viel Schulden kann ein Land schultern? – Japan wird zum globalen Experiment

[12] Handelsblatt; Die Corona-Quittung: Debatte um Steuererhöhungen hat begonnen

[13] Tagesschau; Wem nützt die Finanztransaktionssteuer?n

Disclaimer

Wir haben den Artikel im besten Wissen und Gewissen geschrieben. Die Informationen sind von uns selbst recherchiert worden und die Berechnungen haben wir selbst durchgeführt. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass uns an irgendeiner Stelle ein Fehler unterlaufen ist. Falls du auf einen stößt sind wir dankbar, wenn du uns darüber in Kenntnis setzt. Des Weiteren möchten wir darauf hinweisen, dass wir keine Steuer- oder Anlagenberater sind. Wir betreiben keine Anlageberatung oder Anlagevermittlung. Erfahre, wer hier eigentlich schreibt.

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